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in Shkodra allein zu Haus

Tag 1

So, Pit hat sich auf den Weg gemacht und ich habe zwei Tage zum Vertun. Ein Luxus ist es zu schlendern, zu gucken und die Gedanken so dahin treiben zu lassen. Die Stadt ist meine erste Albanienerfahrung und die Sinne sind daher für Neues geschärft. Die Strassen und Restaurants sind auch Sonntags voller Leben, die Geschäfte geöffnet. Die Albanerinnen sind schick unterwegs, aber immer mit Kind(ern). Es ist eine traditionelle Gesellschaft. Die Männer sitzen in Freizeitkleidung im Cafe, quatschen, rauchen. Gelebtes Stereotyp.

Hebt man den Blick oder biegt in eine Seitengasse ein, sind Bauruinen oder hässliche Wohnblocks nicht zu übersehen. Sehr, sehr schade  – vor allem um die vielen zerfallenen ehemals schönen alten Häuser tut es mir leid. Ohne EU – Geld und dem nötigen Bewusstsein wird das wohl nicht zu retten sein. Es ist sehr heiss geworden, des Bummelns müde lege ich zwischen Bierchen und Aperölchen ein Nachmittagspäuschen im kühlen Hotelzimmer ein. 

Im Fotomuseum habe ich dann noch zwei starke Frauen gefunden: 1911 war das und eine von den beiden kämpfte ganz unbemannt und in Hosen als Guerillera in den Highlands gegen die Ottomanen.

Tag 2

Was habe ich mir nur dabei gedacht, diesen Ausflug zu buchen! Auf Pits Spuren geht die Tour früh um 6:30 Uhr mit Minivan zum Komanistausee. Eigentlich sollte unterwegs eine Frühstückspause eingelegt werden. Aber „dank„ des Aufsammelns desorientierter Mitreisender und schlechter Strassenverhältnisse (Pit berichtete) sind wir verspätet und die Pause fällt aus. An der Minifähre Chaos, zu viele wollen mitgenommen werden, draussen alles besetzt. So nubble ich im Passagierraum an den zwei zum Glück mitgebrachten harten Eiern und versuche das Beste aus zwei Stunden Fährfahrt zu machen. Draussen wechseln sich Berge mit Wasser und umgekehrt ab. Im Wasser treiben Plastikflaschen und eine tote Kuh. Hach – eine Seefahrt, die ist frustig. Nach zwei Stunden ist das Ziel erreicht: statt eines netten Lokals mit Seeblick erwartet mich was Kioskartiges mit Plumpsklo und nach einer dreiviertel Stunde geht die wilde Fahrt wieder zurück. Fazit, nicht alles was dem Reiseführer und gefühlt 1000 Mittzwanzigern pro Tag gefällt, trifft meinen Geschmack.

Kerstin in Shkodra, den 30. Juni 2024