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Anna | Berlin II

Sa, 14.05. Wieder Berlin, ich habe nicht aufgepasst, wir bekommen leider kurzfristig keine Tickets für die Kuppel des Reichstags, verschoben auf das nächste Mal, verschoben auf hoffentlich bald! So fahren wir zur Mauergalerie, schauen von der Oberbaumbrücke auf das vereinigte Berlin, ich versuche mich als Stadtführer und Mauergalerieerklärer.

Weiter zur Museumsinsel, Pause mit Kaiserschmarrn und Apfelstrudel, nicht unbedingt 100% Berlin, aber sehr lecker. Überall ukrainisch auf den Straßen, was uns thematisch immer wieder zum Krieg bringt. Niemand will aus der Heimat fliehen, wir können nur unsere Arme öffnen. Das machen wir von Herzen.

So, 15.05. Schon der letzte Tag, Wandertag in der Region, wir wandern mit, eine Arbeitskollegin von Kerstin betätigt sich als Wanderführerin, alles sehr entspannt. Am Abend sind wir bei den Nachbarn zum „Grillerchen“ eingeladen. Ein Arbeitskollege von Matthias hat frisch geschlachtet und so gibt es feinstes Rind vom Grill. In meinem Kopf ein Sprachgewitter, wenn ich mit Anna alleine bin, sprechen wir russisch, mit Kerstin gemeinsam englisch.

Der Riss, den der Krieg zwischen Ukrainer:innen und Russ:innen gerissen hat, wird für viele Jahre nicht zu kitten sein. Das die Krim zu Russland gehören soll, konnte Anna noch irgendwie tolerieren, der Donbass meint sie aber ist klar ukrainisch, da gibt es nichts zu verhandeln. Das gilt nach dem Überfall auch wieder für die Krim. Wurde bisher problemlos zwischen russisch und ukrainisch umgeschaltet, weigern sich jetzt viele Ukrainer:innen russisch zu sprechen, Anna hat lange darüber nachgedacht, ob sie wohl als Russischlehrerin weiter arbeiten will. Die Sprache und Kultur treffen keine Schuld, aber der Riss ist tief. Die Verbindungen waren so tief, dass es wohl mindestens eine Generation brauchen wird das Zerstörte wieder aufzubauen. Niemand hat noch am 20. Februar geglaubt, dass die Russen wirklich einmarschieren, trotz Tschetschenien, Georgien, Krim und Aleppo wollten wir nicht sehen, was sichtbar war.