Große Aufregung am Flughafen, Musiker:innen werden umringt, Selfies zu hunderten geschossen, das müssen wohl Stars der Szene sein. Sie lassen das Aufmerksamkeitsgewitter entspannt über sich ergehen, ich habe natürlich noch nie etwas von dieser Combo gehört “Cordas do Sol“, aber das ändert sich jetzt, da ich nun mal mittendrin war.
Die Wahrnehmungen sind schon interessant, mitten im Nirgendwo. Der Flughafen von Sao Vicente könnte auch in Bad Belzig sein, so wenig, wir hier los ist. Aber da sind die Musiker:innen …
Der letzte Abend auf Santo Antao war entspannt, ich saß wieder im “Caleta”, die Schweizer kamen vorbei, sie scheinen mich zu stalken 😂, haben irgendwie den gleichen Weg, nur mit 1-2 Tagen Verzögerung. Der Abendhimmel ist nicht so sensationell, wie einen Tag vorher, aber es sitzt sich sehr angenehm. Die Beilagen der Gerichte sind immer gleich, Couscous, irgendwas mit Kraut, ein Schnitz Tomate als Salat. Heute mit Hühnchen in Senfsauce, auch lecker.
Die Fähre am nächsten Morgen geht pünktlich, es sind bestimmt 100 Autos an Board, vollbeladen mit Bananen, Tomaten, Papayas und anderen Feinheiten. Zur Fähre nehme ich wieder ein “Collectivo”, der Transporter sammelt überall die Leute ein und es ist faszinierend zu sehen, wie das alles funktioniert. Das Einsammeln braucht zwar seine Zeit, aber statt 40€ im Taxi zahle ich halt 4€ und habe deutlich mehr Spaß.
Touristen sind hier vorwiegend aus Frankreich, das macht sich auch an meinem Sprachdesaster bemerkbar. Bestimmt 10x erkläre ich der netten Hotelangestellten in “Ponta do Sol”, dass mein Französisch gegen Null geht, auch auf französisch … allein … sie spricht weiterhin französisch mit mir, selbst die ÜbersetzungsApp des Handys hilft nichts. Das ist natürlich doof, wenn man ein Taxi bestellen will. Ich hätte halt nicht auf französisch sagen dürfen, dass ich kein französisch spreche 🤪. Na ja – scheint ja funktioniert zu haben, bin auf der Fähre, checke im Hotel in Mindelo ein und bin dort einfach faul. Ich habe alle Apartments für mich, es scheint außer mir niemand da zu sein, ich finde ein tolles Buch “Couchsurfing in Saudi-Arabien“, sitze auf dem Balkon, schaue aufs Meer, trinke Rose-Wein und lese ein Buch über den Nahen Osten – Reisen mach Lust auf noch mehr reisen.
Auf Sal angekommen funktioniert zum ersten Mal etwas nicht, das bestellte Taxi ist nicht da, dafür aber 50 andere und so spare ich 3€ zum ursprünglich vereinbarten Preis, da der Taxifahrer meint “Nein – ich bin nicht von den Ocean Suites – ich fahre nur Taxi. Es soll mir Recht sein.
In den Ocean-Suites angekommen fühle ich mich etwas “drüber” – man behandelt mich, als wäre ich ein ganz besonderer Gast, die ganze Crew wird mir vorgestellt, Stephania, Nelson, Marco – alle stehen permanent, mit größter Freude, zu meiner Verfügung – das überfordert mich. Das Zimmer ist super – Balkon, Platz, Klimaanlage. Ich bekomme 20% Rabatt im Restaurant. Angeblich ist hier immer der Teufel los, aber in der Nebensaison sitzen Abends um neun vielleicht 10 Leute im Restaurant, welche die Aufmerksamkeit der mindestens 8 Servicekräfte herausfordern. Das ist manchmal anstrengend, kaum guckt man schief, stehen 2 Leute am Tisch, fragen, ob alles in Ordnung ist, ob man irgendwas braucht.
Vor dem Abendessen war ich schwimmen, überall surfen junge, schöne Menschen auf den Wellen, in meinem Alter ist eigentlich niemand dabei. Die Leute sind Anfang 20 oder über 70 – ich falle aus der Rolle. In den Straßen, vor den Souvenirshops wird es anstrengend, jede:r Ladenbesitzer:in will mir unbedingt die Vorzüge des Ladens erklären. Das schreckt mich immer wieder ab, ich würde gerne etwas kaufen, aber diese permanente Lobhudelei der eigenen Produkte … da kaufe ich dann gar nichts – leicht kontraproduktives Verhalten.
Sonst: Alle Leute sind irre freundlich, es macht einfach Spaß!
Ach ja – ein wenig prahlen muss ich noch – meine APP, welche die Kilometer zählt, meint, es geht aufwärts! Aber jetzt ist Schluss mit Wandern, jetzt wird gechillt und geschwommen.