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Huaquechula

Was für ein schöner Einblick in Leben und Kultur! Karla und Enerdira nehmen uns mit nach Huaquechula, einem Dorf, ca. 1 Stunde von Puebla entfernt. Alle sind unterwegs, als Straßenhändlerin, als Artist, als Köchin für das Wohl der Gäste. Punkt 14:00 Uhr läuten die Kirchenglocken und der Totenschmaus für die kürzlich Verstorbenen beginnt. Alle sind eingeladen und so bekommen wir Einblicke in das Leben der Mexikaner:innen, die uns wohl sonst verborgen geblieben wären. Karla ist weiterhin ein wandelndes Lexikon, was sie nicht weiß, steuert Enerdira bei. Die Altäre hier sind deutlich katholischer als in der Stadt, wo uns die Mischung zwischen präkolumbischen Glauben und Katholizismus besser gefällt. Im Spiegel des Altars ein Bild der Verstorbenen, die an diesem Tag im Kreis der Familie weilen darf, ein Blütenteppich weist den Weg.

Wir bewundern die Altäre und werden dann zum Totenschmaus eingeladen, Gäste aus D – was ganz Besonderes 😇. Wir lassen uns gerne bitten, auch wenn das Essen mehr als gewöhnungsbedürftig ist, irgendwas vom Schwein mit undefinierter roter Sauce und recht pappigen Tortillas. Es fällt uns sehr schwer, die Einladungen zum Essen in anderen Häusern abzulehnen, wir schieben es auf einen übervollen Magen und bedanken uns herzlichst. Der Totenschmaus ist auch Ausdruck des Vermögens der Hinterbliebenen, die besser Begüterten haben gleich ein ganze Mariachi-Band am Start, welche die Verstorbene mit fetzigen Balladen ehrt, sonst ist eher Schmalhans Küchenmeister.

Höhepunkt des Tages sind die fliegenden Adler, in atemberaubender Höhe schwingen 6 Leute in (fast) traditioneller Tracht der Natives und fliegen. Fast deswegen, weil die Jungs in präkolumbianischer Zeit annähernd nackt waren … das geht bei den Katholiken schlecht😝. Dazu schreibe ich bei Gelegenheit mehr, jede Figur hat ihre Bedeutung und es ist wunderschön anzusehen, wie die 6 wieder sicher auf der Erde landen.

Wir erfahren viel und es fällt schwer, alles zu behalten oder wiederzugeben. Das Problem der Drogenbanden ist auch in Puebla präsent, aber es gibt eine Art “Deal” mit der lokalen Verwaltung, wir lassen Euch in Ruhe, dafür ballert ihr nicht in der Stadt herum. Was für ein Desaster, dass man diese Strukturen nur so schwer ändern kann. Auch ist das Thema Sicherheit für unsere beiden Begleiterinnen sehr wichtig. Am Abend geht ein kleiner Wolkenbruch nieder, willkommener Anlass, zu Hause die Reste aufzuessen und nicht nochmal vor die Tür zu gehen, morgen ist der “Popo” dran, das Wetter verspricht auf 4000 Höhenmeter 12 Grad und Sonnenschein, bitte drückt die Daumen, das der Vulkan nicht im Nebel abtaucht.

Puebla, den 01. November 2022