Nochmal sonnige 20 Grad, bevor morgen der Regen kommt und wir lernen Audrey und Chris aus Fort Wayne (Indiana) beim Frühstück kennen und verschwatzen uns auf das Angenehmste! Audrey hat 3 Jahre in Italien gelebt, beide sind sehr offen und interessiert, was in Europa so passiert.
Jetzt aber auf nach Glen Arbor, wir haben Kajaks gemietet und verbringen 4 wundervolle, zwischendurch sehr nasse Stunden, auf dem Crystal River. Wir werden mit dem Auto zum Start gefahren, es wird kaum Anstrengung kosten mit dem Strom zum Ausgangspunkt zurückzufahren. Der Fluss ist an vielen Stellen keine 30cm tief und mäandert gemächlich vor sich hin. Es ist Lachszeit, tausende Lachse schwimmen flussaufwärts und kommen uns entgegen. Ihre Flossen und Farbsprenkel funkeln im Sonnenlicht. Überhaupt das Licht, die Nächte sind schon sehr kalt und so färben sich die Bäume von Tag zu Tag intensiver und leuchten im Spiegel des Flusses.
Entspannt gleiten wir dahin und genießen den traumhaften Tag, die Wettervorhersagen sind recht zuverlässig, ab morgen wird es regnen und zwar richtig, dann geht es zum shoppen nach Traverse City. Entspannt, bis ich auf die dämliche Idee komme, mich zwecks eines Fotowunsches an einem überstehenden Ast festzuhalten, mein Boot kentert, ich bin patsche nass und das Boot voller Wasser. Gerade an dieser Stelle ist der Fluss etwas tiefer als 50cm, ich stehe als begossener Pudel mit Schuhen 20cm im Schlamm und fluche lauthals vor mich hin. Kerstin paddelt zu mir, kann aber nicht wirklich was tun, ohne sich selber der Gefahr des Kenterns auszusetzen. Zumindest sichert sie mein Paddel, ich halte das Boot und verzweifele am Gewicht des Wassers im Boot. Das Handy steckt trocken in meiner Hemdtasche, wenigstens. Was tun? Fragte schon Lenin, hilft mir aber hier nicht, ich versinke tiefer im Schlamm und bekomme einfach das Wasser nicht aus dem Boot. Kurzer Blick aufs Handy, immer noch trocken, also letzte Kraftanstrengung, ich hieve das Boot auf den Ast, damit nicht das Wasser hinten wieder reinläuft, was ich vorne ausschütte, es gelingt langsam, jetzt noch die andere Seite anheben und das Wasser fließt, wohin es gehört. Boot gerettet, ich tief im Schlamm 😖, Schuhe aus, vom Schlamm befreien, Strümpfe aus, ohne hinzufallen, irgendwie schaffe ich es ohne weitere Kenterung zurück ins Boot. Hose und Hemd trocknen schnell und wir können die weitere Fahrt sehr genießen.
An drei Stellen gibt es Brücken, an zwei davon muss man aussteigen und das Boot tragen, aber durch eine Brücke führt ein Tunnel. Was für eine Fahrt! Es dauert, den richtigen Tunnel zu treffen, aber dann schießen wir auf der anderen Seite wieder auf den Fluss, ich bin ja schon nass, da kann nichts mehr passieren. Ohne weitere Katastrophen kommen wir zurück zur Mietstation, wir haben Ersatzsachen dabei, fahren kurz nach Hause. Wir schauen in den Kunstladen in Empire rein und sind begeistert, was für tolle Sachen es gibt! Wir kommen mit der Inhaberin ins Gespräch und natürlich muss ich immer verraten, dass Kerstin hier Praktikum gemacht hat, das Gespräch wird interessant, weil Kerstin sofort als Insiderin gilt, mit der man allerhand Neuigkeiten austauschen kann.
Zu einem späten Mittag sind wir in “Joe’s friendly Tavern”, danach noch eine kleine Tour nach Süden zum Platte River, hier sind Kerstin und Marion vor 30 Jahren deutlich eleganter Kajak gefahren, als ich heute. Am Abend muss ich natürlich noch den Sonnenuntergang mitnehmen, der Wetterumschwung zeigt sich aber schon, es zieht sich zu.
Empire / Crystal River, den 11.10.2020