Frühstück im Hof der zauberhaften Finca, alles was das Herz begehrt, vor allem Kaffee! Der Kunstrasen im Hof entspricht nicht ganz dem sonstigen Ambiente, das Frühstück ist ausgezeichnet, ich lasse mir Zeit und bereite mir ein Vesper für die heutige Wanderung. Überhaupt Zeit, was ein Luxus! Ich habe Zeit! Die deutschsprachige Mitarbeiterin quatscht mir ein Ohr ab, sie war angeblich schon 30x auf dem Puig de Galatzó, eine Wanderung Abendteuerlicher als die nächste, mit abgestürzten Tourist:innen und Übernachtungen auf dem Feuerwachtturm. Bei mir ist alles normal.
Ich verfahre mich, laufe 2km in die falsche Richtung, schwitze auf 700 Höhenmetern wie in der 85 Grad Sauna… Ohne gutes Kartenmaterial, nur mit dem Flyer bewaffnet, ist man (bin ich) verloren, das Auto parke ich noch gut, dann geht es lange bergauf, der Weg endet im Nichts, von den beschriebenen Steinmännchen keine Spur. Glücklicherweise treffe ich einen Mann, der versucht, eine Ruine zu reparieren, mein Spanisch reicht, um auf den rechten Weg zu kommen. Da tauchen plötzlich auch die im Flyer beschriebenen Orientierungspunkte auf. Jetzt ist es einfach, grandiose Sichten auf Berge und Meer, nur wenige Mitwandernde, umso frustrierender, wie die 8-jährigen an mir vorbeipesen. Aber: Ich habe Zeit …
Unterwegs Pause, Wasser und Vesper wollen verzehrt werden. Kurz vor Gipfel zieht es sich zu, alles liegt in den Wolken, ich sitze meditativ und warte … vergebens, der Gipfel bleibt sichtlos und so ziehe ich unverrichteter Dinge wieder ins Tal. Ausgiebig Siesta, Dusche, Wohlbefinden. Zum Einkaufen nach Puigpunyent. Was für eine totes Städtchen, nur die Kneipe ist gut gefüllt. Aber es ist ja auch erst 18:00 Uhr, typisch deutsch, zu dieser Zeit irgendeine Art Leben zu erwarten.
Im Hotel quatscht mich die deutschsprachige Mitarbeiterin wieder zu, schon irgendwie nett, aber ich wollte lesen. Abendbrot zu Hause, ich schaue die Apple KeyNote. Es wird “VisionPro” vorgestellt, eine neue Revolution, die AR / VR Brille. Wir brauchen bald kein Kino mehr, keine Displays, alles verschmilzt miteinander, ich verschmelze nicht mehr mit. Interessante Sichtweise, nicht mehr involviert zu sein, nach 30 Jahren im System systemlos zu werden. Aber den neuen Mac kaufe ich mir!
Puigpunyent, den 05. Juni 2023