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Nizwa | Umgebung

Betörende Düfte umwehen uns am Abend, es ist Freitag, die ganze Stadt scheint unterwegs, große Gruppen Frauen und Männer flanieren durch die engen Gassen, die Parfüms müssen wir noch näher beriechen, orientalisch bezaubernd, zu keiner Zeit aufdringlich, Sandelholz, Weihrauch, Zimt, Orange. Der Oman lebt einen entspannteren Islam, Familien sitzen gemeinsam im Restaurant, Frauen auch mal alleine, Männer sowieso.

Der Tag fängt aber nicht am Abend an und so sind wir gleich nach dem Frühstück auf dem Weg zum Viehmarkt, der Attraktion hier. Ziegen und Kälber werden am Strick im Kreis gezerrt, in der Mitte sitzen die Kaufwilligen, begutachten, kaufen, handeln. Alle Plätze sind belegt und so entsteht ein wildes Treiben.

Nach dem Markt wollen wir zum Fort nach Bahla fahren, Weltkulturerbe, eine riesige Kleckerburg aus Lehm, leider ohne Inventar. Ein Omani hilft mir beim ausparken, kurzerhand rangiert er den Wagen aus der Parkenge und los geht es. Bahla liegt 45 Minuten entfernt und es sind erst nur wenige Besucher:innen vor Ort, bevor eine ganze Gruppe gut gelaunter Omanis das Fort flutet, scheint ein Klassentreffen zu sein. Wir grüßen freundlich durcheinander, Guten Tag, Salam Aleikum, Aleikum Salam. 2010 wurde das Fort restauriert, eine Mammutaufgabe, der Lehm bröckelt wie er will.

Im Ort gibt es noch einen ganz ursprünglichen Souq, wir trinken Kaffee und futtern Kekse, leider sind am Freitag viele Läden geschlossen. Weiter in die Oase Al Misfah al Abriyyin, das Dorf klebt am Hang und wird wohl irgendwann touristisch gentrifiziert. Jetzt ist, bis auf die aus dem Boden sprießenden Coffee Shops, noch alles authentisch, die Dattelpalmenterrassen werden über Wasserkanäle versorgt. Die Bauern reiten auf Eseln und im kleinen Restaurant gibt es vorzüglich Dal, Hummus und Salat. Ich geh mal jede Wette ein, dass in 10 Jahren nur noch Hotels, Souvenirshops und Cafés übrig sind. Mit den Geldern der Touristen wird zwar die Infrastruktur erhalten, aber irgendwann lohnt es sich für die Einheimischen nicht mehr, als Bauer unterwegs zu sein, es sei denn, es wird wie in der Ardeche gefördert.

Nach dem abendlichen streunen durch die Gassen, sitzen wir doch wieder im pakistanischen Restaurant, das Essen ausgezeichnet (Lachs auf Quinoa, frisch gebratenes Gemüse, Salat), wir vermissen den Alkohol so gar nicht, schon eine Woche clean 🤪. Es hat was für sich, wenn man das Zeug einfach nirgendwo bekommt, die alkoholfreien Drinks sind erfrischend und abwechslungsreich.

Nizwa, den 03. November 2023