Das Fischerdorf heißt Kwale und ist aus unserer Perspektive eine Zeitmaschine. Fast ausschliesslich selbstversorgend, sind die Bewohner:innen abhängig vom Glück der Fischer. Die Frauen haben hier im Durchschnitt! 8 Kinder, es gibt eine Schule, einen Lehrer und 90 Kinder, einfachste Verhältnisse ist eine zu gute Beschreibung. Claes (Schwede) hat das Anwesen mit seiner Partnerin Hali (Somalierin) vor 30 Jahren gekauft und seit der Rente vor 5 Jahren Stück für Stück ausgebaut. Er spaziert mit uns am Morgen durch einen kleinen Rest Trockenwald zum Dorf, alleine hätten wir uns das wohl nicht getraut. Natürlich gucken alle, aber ein freundliches “Hallo” zaubert schon ein Lächeln auf die Gesichter.
Anfangs wollte keine der Frauen des Dorfes für die Beiden arbeiten, es war nicht üblich, dass sie Geld verdienen. In der Zwischenzeit sind die hier arbeitenden Frauen unglaublich stolz, eigenes Geld zu haben und ein Stück unabhängiger zu sein. Die Männer fahren derweil zum fischen, sind 3 von 4 Wochen auf See und haben gerne mal noch eine Zweitfamilie auf Sansibar. Hali und Claes unterstützen, wo es geht, ein soziales Projekt hier, ein Neupflanzung von Mangroven dort, Einbindung der örtlichen Bevölkerung, Bildung und Aufklärung.
Nachmittags mache ich mit Claes eine Kayaktour zur nahe gelegenen Mangroveninsel, während Kerstin lesend und mit Hali schwatzend im Garten sitzt. Die See ist recht aufgewühlt und Claes, als alter Schwede, fährt dreimal so schnell Kayak. Im Mangrovenwald ist dann eine völlig andere Stimmung, ganz ruhig das Wasser, die Mangroven spiegeln sich und Claes hat ein Fläschchen Bier dabei. Also ein ganz und gar runder Tag, der heute Abend durch leckerstes Fischessen abgerundet wird. Morgen geht es schon weiter zur Kijongo Bay, dann sind wir hoffentlich wieder im Reiseplan.
Kwale, den 24. November 2023