Geburtstagskuchen im Spreewald, wir müssen Wege finden, um ans Ziel zu gelangen, die Lokführer streiken, die Bauern protestieren. Kleine Gruppen mit viel Macht blockieren die Republik und wundern sich, dass die Republik blockiert ist. Die Lokführer wollen insgesamt rund 20% mehr, die Bauern behaupten, Ihnen würde etwas weggenommen, dabei bekommen sie nur weniger von dem, was allen gehört. Die Opposition erwirkt Grundsatzurteile und beschwert sich dann ob dessen Umsetzung, die Regierung wirkt im Spannungsfeld all der Katastrophen überfordert und das Geschrei wird immer lauter. Der Diskurs scheint aufgebraucht.
Deshalb machen wir Urlaub, klinken uns aus, was sicherlich auch nicht richtig ist. Dota textet in “zu nah am Boden” “Das Radio läuft, sie reden, ich esse schnell – schneller als Toastbrot kalt wird. Dann zieh ich mich an und geh raus, um schnell zu leben, schnell noch, bevor man alt wird.” Ich empfehle, alle Platten von Dota zu kaufen, um sie zu unterstützen 😎.
Aber: Spreewald, eine kalte Sonne strahlt bei minus 10 Grad, ein Wind beißt in die Nase, die Bleiche liegt im schönsten Winterlicht und wir werden 3 Nächte hier verbringen. Die Saunalandschaft ist sehr schön, schade, dass Banja und Hamam separat zu bezahlen sind, aber auch so schwitzen wir bei Hibiscusaufguss, der jugendliche Aufgiesser legt sich schwer ins Zeug und wir genießen die anschließende Ruhe. Am Abend ausgiebiges Menü, alles köstlich, aber zum Gourmetstern fehlt noch ein wenig Ambiente. Zu sehr zieht es durch die großen Fensterfronten.
Gestern waren wir sehr mutig, unternehmen eine Kahnfahrt, dick eingemummelt gleiten wir durch die leeren Fließe, Eichörnchen, Rehe, Kleiber begleiten uns, der Kahnlenker gefällt sich im Geschichtenerzählen.
Eine allein reisende Dame antwortet im eisigen Tauchbecken sitzend treffend auf meinen Spruch “Was für ein Luxus – das haben wir uns verdient” – “Na – ja, vielleicht haben wir einfach nur Glück!”
Burg im Spreewald, den 11. Januar 2024