Stromausfall, landesweit, auch Südfrankreich und Portugal sind betroffen. Wir merken es im Eiscafé, alles dunkel, aber die Kellnerin sagt, es ist offen, es gibt Eis, solange es nicht geschmolzen ist, alle Verkäuferinnen stehen ratlos vor den Türen, wie abhängig wir doch geworden sind. Anfangs funktioniert Internet über das Handy, seit Stunden nur noch Notruf über Satellit. Glücklicherweise sitzen wir in keinem Fahrstuhl, keinem Zug, zu Fuß geht es ohne Strom.
Ein kleines Gefühl von Apokalypse schleicht sich ein, Jesus, unser Vermieter gibt uns ein Batterieradio, auf den AM-Frequenzen nur rauschen, FM bringt komische Musik, Weltuntergang.
Kerstin meint, ich sei zu dramatisch, aber seit 5 Stunden kein Strom, keine Infos in einem Land der westlichen Welt, da kann eine Portion Drama nicht schaden.















Heute vormittag hatten wir uns auf den Weg nach Llanes gemacht, von unserer Haustür 4km und wir haben uns wirklich in unser kleines La Pereda verguckt, es ist natürlich auch beste Jahreszeit, alles grünt, der Wind kühlt angenehm, die Sonne lacht, die Esel kommen kuscheln, wer weiß, wie es sich vor 10 Tagen angefühlt hätte, bei 8 Grad und Strippenregen. Der Weg führt an einem kleinen Bach entlang, man ahnt nicht, in eine touristische Hochburg zu laufen, plötzlich sind wir auf der Hauptstraße, wo das Leben ladenlos pulsiert, die Restaurants sind voll, noch ist das Bier kalt. Wir essen besagtes Resteis und laufen vor zur Küste. Riesige Betonquader als Wellenbrecher wurden vor die Kaimauer gelegt, bei Sturm möchte man woanders sein. Viele dieser Quader sind bunt angemalt, eine Kunstinstallation in wilder Natur.
Llanes ist sehr edel, die Villen strahlen und gehören meistens den Banken, es flaniert sich angenehm, nicht zu voll, aber Leute gucken geht ausgezeichnet.
Zurück in der Ladenzeile schließen alle, ohne Strom keine Kassen, kein Kreditkartenterminal, es ist jetzt 14:00 Uhr und Mittagspause, Einheimische stehen beim Bier vor der Kneipe und diskutieren lautstark. Wir wissen noch immer nicht, warum es keinen Strom gibt und hoffen auf Auflösung, ich kann den Beitrag ohne Strom nicht live stellen.
Wieder in der Ferienwohnung bleibt nur Siesta, noch immer stromlos stromern wir später durch La Pereda, die meisten Häuser saniert, viele Ferienwohnungen, in der Vorsaison ist alles recht leer. Jetzt lesen wir und schreiben, solange die Batterien reichen. Erzwungenes „Digital Detox“ ist auch ganz heilsam.
Die Presse redet von atmosphärischen Störungen als Grund für den Stromausfall, die kenne ich nur aus Beziehungen 🤣.
La Pereda, den 28. April 2025