Weimar ist eine Stadt mit vielen Facetten: Goethe, Schiller, Bauhaus, Klassik, Moderne, Demokratie, Diktatur. Doch wo beginnt man, wenn man all diese Epochen wirklich verstehen möchte? Eine der besten Adressen für einen Überblick – und zugleich ein oft unterschätztes Juwel – ist das Stadtmuseum Weimar.
Ein Museum im Herzen der Geschichte
Das Stadtmuseum Weimar befindet sich im ehrwürdigen Bertuchhaus, einem barocken Stadtpalais aus dem 18. Jahrhundert. Allein das Gebäude ist einen Besuch wert – denn es war einst das Wohn- und Verlagshaus des Verlegers Friedrich Justin Bertuch, einem der wichtigsten Förderer der Aufklärung und Kultur in Weimar.
Heute beherbergt das Haus eine Sammlung, die mehr ist als nur eine Aneinanderreihung von Exponaten: Es ist eine Erzählung. Eine, die Weimar als lebendigen Organismus zeigt – politisch, kulturell und sozial.




Von der Residenzstadt zur Republik
Die Ausstellung führt Besucher durch die wechselvolle Geschichte der Stadt – von der Zeit als Residenzstadt des Herzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach über das goldene Zeitalter der Weimarer Klassik bis hin zur Gründung der Weimarer Republik im Jahr 1919.
Besonders spannend: Das Museum verbindet große Geschichte mit kleinen Geschichten. Es zeigt nicht nur die berühmten Persönlichkeiten, sondern auch das Leben der Bürger:innen – vom Handwerker über den Buchdrucker bis hin zur Kunststudentin der Bauhaus-Zeit.
Die Highlights – Was man nicht verpassen sollte
- Originalmöbel und Porträts aus der Goethezeit vermitteln ein lebendiges Bild des bürgerlichen Lebens im 18. und 19. Jahrhundert.
- Multimediale Stationen bieten überraschende Perspektiven auf Themen wie Industrialisierung, Stadtentwicklung und Nationalsozialismus.
- Einzigartige Exponate wie historische Stadtmodelle, Druckwerke aus Bertuchs Verlag oder persönliche Gegenstände berühmter Weimarer Bürger:innen.
Ein besonderes Augenmerk liegt auch auf der Rolle Weimars im 20. Jahrhundert – zwischen kultureller Blüte und politischem Missbrauch. Hier wird die Ambivalenz der Stadtgeschichte nicht beschönigt, sondern klug erzählt.
Für wen lohnt sich ein Besuch?
Das Stadtmuseum ist ideal für:
- Kulturreisende, die den roten Faden durch Weimars komplexe Historie suchen.
- Familien, die gemeinsam auf Spurensuche gehen möchten – dank interaktiver Stationen auch für Jugendliche spannend.
- Einsteiger und Kenner, denn die Ausstellung bietet sowohl Überblick als auch Tiefe.
Praktische Tipps
- Lage: Direkt in der Altstadt, wenige Minuten vom Theaterplatz und Bauhaus-Museum entfernt.
- Öffnungszeiten: Di–So, meist von 10–17 Uhr – montags geschlossen.
- Eintritt: kostenfrei
Tipp: Kombiniere den Besuch mit einem Spaziergang zum nahegelegenen Goetheplatz oder genieße anschließend einen Kaffee im Café Frauentor gleich ums Eck.
Fazit: Klein, fein – und voller Bedeutung
Das Stadtmuseum Weimar ist kein lauter Ort, kein Museum der Superlative. Aber genau das macht seinen Reiz aus. Es ist ein Ort des Verstehens, der Verknüpfung, des Nachdenkens. Wer hier war, sieht Weimar mit anderen Augen – nicht nur als Bühne großer Namen, sondern als vielschichtigen Kulturraum mit Tiefgang.
Weimar, den 15. Juli 2025