Nebel empfängt uns auf Usedom, wir packen uns aus in der Ferienwohnung Apfelgarten, schon britzelt das Feuer im Ofen, ein paar Tage gemeinsam, Spaziergänge, essen, quatschen, Filme gucken – Alltag anders. Die Ferienwohnung hatten wir 2007 entdeckt, da war sie frisch eröffnet, kurz vor Bansin, etwas ruhiger, modern, heute wirkt sie auf uns etwas kühl. Wir machen es uns schön, wir haben einen kleinen Weihnachtsbaum dabei, der wird geschmückt – Weihnachten kann kommen.
Am ersten Abend gibt es traditionelle ukrainische Salate, die Anna gezaubert hat, wahrscheinlich erwarten wir noch 5 Gäste, so voll ist der Tisch. An Heiligabend ist Nieselregen angesagt, wir fahren trotzdem nach Bansin und laufen am Strand bis Ahlbeck, der Gegensatz Winter – Sommer ist groß, jetzt laufen wir eingemummelt und merken den leichten Regen bald gar nicht mehr, während wir im Sommer nackig ins Wasser hüpfen würden. Auf dem Rückweg nehmen wir die Promenade und bestaunen wie immer die wundervolle Bäderarchitektur, mit einem heißen Kakao im Bauch landen wir wieder zu Hause. Die Gans wird in den Ofen geschoben, heute ist zwar erst der 24. aber wir wandeln die Tradition, dafür werden wir gleich bestraft, die Gans ist leicht zäh.
Am ersten Weihnachtsfeiertag lassen wir uns Zeit und fahren nach dem späten Frühstück ans Achterwasser, die Stimmung könnte in keinem Horrorfilm anders sein, Nebel wabert über das Wasser, das noch angefroren vom Frost der letzten Woche träge plätschert. Kein Mensch ist heute so irre draußen herumzulaufen, wir genießen die Einsamkeit und die Atmosphäre. Am Abend haben wir im Wasserschloss Mellenthin ein Dinner gebucht. Das Schloß ist eine wirkliche Erfolgsgeschichte, heute in privater Hand, Stück für Stück renoviert und heute zum Weihnachtsessen rappelvoll. Das Essen ist köstlich und durch stockfinstere Nacht fahren wir zurück nach Hause.
Schon der letzte Tag und wir entschließen uns nach Misdroy auf die polnische Seite der Insel zu fahren, hinter Swinemünde geht es auf die Fähre und schon tauchen wir in eine andere Welt ein. Hier sind heute viel mehr Leute unterwegs. In der Tiki-Bar gibt es Kaffee, Tee und Kuchen und wir lassen Kerstin bei einem Cocktail zurück, laufen am Strand und entern den dortigen Nationalpark Wollin, der Strand wächst sich zur Steilküste aus, wir finden eine (abgeschlossene) Treppe nach oben und klettern, der Blick ist wunderschön. Natürlich müssen wir im Sommer wiederkommen, die Sonne sagt heute sogar “Hallo” zum Abend.
Usedom, 23.12.2022 – 27.12.2022